Verein2019-05-08T11:21:39+02:00

Glaube – Sitte – Heimat

Dieser Wahlspruch galt für die deutschen Schützenvereine und Schützenbruderschaften seit ihrer Entstehung. Keine leeren Worte – Verpflichtungen für alle! Aufgabe der Schützen war es seit jeher, seine Mitbürger zu schützen; Hab und Gut, Kirche und Haus, Frauen und Kinder waren unter ihre Obhut gestellt. Die Statuten der Schützenbruderschaften, in denen diese Verpflichtungen festgelegt sind, sind zum Teil sehr alt und reichen bis ins Mittelalter. In einer der alten Statuten heißt es u. a.:

Daß durch dero Hülff undt Zuthuen Die nachfolgende dieses Ihro Hochfürstl. Gnaden Land und Fürstenhuub Von allen feindlichen Anfall so viell besser undt füglicher geschützet, auch sonsten im Land ruhebund einigkeit erhalten werden möge.

So ist die große Anzahl der Schützenvereine aus der Not dr Zeit entstanden. Die vorgeschriebenen Übungen der Schützen führten dann zu den „ Schützenfesten „ , die mindestens jährlich abgehalten wurden. Durch den glücklichen Zufall des Wiederauffinden Der Verlarer-Gemeindechronik in der Vikarie, die auch die Schützenchronik enthält, wissen wir nun mehr über die Entstehung des Verlarer Schützenfestes.

Es war im Jahre 1846, als der damalige Vikar Steins, um den „Unfug des Fastnachts“ abzuschaffen, zum Feiern des 1. Schützenfestes aufrief. Der Chronist schreibt wörtlich:

„Den hier bis dahin üblichen Fastnachtsunfug und andere Tänzereien schaffte er ab durch eines geordneten, anständigen, allgemeinen Schützenfestes, welches nur bis Sonnenuntergang dauert.“

Über den Verlauf des ersten Schützenfestes schweigt der Chronist. Unser Dorf bestand zu dieser Zeit nur aus einigen Höfen, die man „Colonate“ nannte. Diese „Colonate“ waren alle den Rittergutsbesitzern Freiherrn von Fürstenberg und Freiherrn von Alten zu Thüle, später von Ketteler zehntpflichtig. 13 ältere „Colonate“, alle um den „Plass“= -Platz gelegen, sind uns namentlich überliefert. (Buckler, Dreike, Eilerich, Westermeier, Holtgreve, Baumhoer, Weber, Köthemann, Schulte, Kleinschulte; Berensmeier, Glahe und Beine). Die meisten Höfe Stehen noch heute an ihrem Platze. Das „Colonat“ Beine stand an der Stelle des Besitzes von Bernhard Schrader. Es wurde 1839 verkauft und mehere Neubaustellen dadurch geschaffen. In dieser Zeit wuchs die Einwohnerzahl Verlars mächtig. War früher einmal die Rede von 30 Kindern, die die Schule besuchten, so berichtet der Chronist, dass in den Jahren von 1850 bis 1860 über 120 Kinder die Schule besuchten. Aus der Chronik wird uns weiter über- liefert, dass sich am Kriege 1864 gegen Dänemark 7 Verlarer, am Krieg gegen Österreich 1866 9 Verlarer und am Krieg gegen Frankreich 1870/71 17 Verlarer beteiligten, Gefallen sind dabei 4 Verlarer im Kriege gegen Frankreich.

Ihre erste kleine Kapelle erhielt unser Dorf um 1777, wie Schulvikar Steins, der von 1838-1851 in Verlar wirkte, zu berichten wusste. Das deckt sich mit den archivalen Unterlagen Des Bischöflichen Generalvikaritas in Paderborn, wo ich folgende Notiz, Verlar betreffen, fand: „Termini protocllares, den primissarium Bartholomaeum Odendall in Verlar betreffend. (Über Besuch der Pfarrkirche in Hörste) 1790.

Eine erste kleine Vikarie wurde 1785 erbaut. Ein Schulhaus wurde 1802 neben der Vikarie errichtet. 1840 mußte es bereits erweitert werden. Die Kapelle, 1850 bereits schief und baufällig, ließ der als Seelsorger tätige Vikar Tegethoff bis auf den Altar abreißen und baute um diesen Alter die heutige, von ihm selbst entworfene Kirche.

Weitere Nachrichten über die Schützenfeste finden wir in den Aufzeichnungen aus den Jahren 1864-1873. Das Fest wurde jetzt an 2 Tagen gefeiert. Der König wurde damals schon, wie Auch heute noch, am Samstagsnachmittag ermittelt. Das „Vogelschießen“ kam erst später auf, zuerst wurde auf Scheiben geschossen (1873). Die Chronik berichtet bis 1887 auch nur von einem König, eine Königin wird erst 1897 erwähnt. Ihre Statuten gab sich der Schützenverein am 20. Juni 1856. Angekündigt wurde das Schützenfest bereits damals mit Böllerschüssen. In der Abrechnung aus dem Jahre 1864 heißt es „ für Pulver zum Böllern 3 Thlr. 20 Sgr. ausgegeben“. Die Festfolge hat sich im Laufe der Zeit wohl etwas geändert, genauso wie der Festplatz wechselte. In manchen Jahren fiel das Fest ganz aus. So in den Jahren 1887-1897 wegen der schlechten Zeiten. 1890 war im Herbst ein so verheerendes Hochwasser, das viel Not über unser Dorf brachte. Über diese Naturkatastrophen berichtet die Chronik ausführlich.

Bis zum Jahre 1903 traten nur Junggesellen im Schützenverein an, dann wurde vom Vorstand Beschlossen, dass alle Männer bis 50 Jahren mit antreten konnten. 1928 wurde das Alter auf 60 Jahre erhöht.

Vor 1887 war Karl Berensmeier, der später am Bach das Haus Nr. 53 baute, Schützenoberst. Nach der 10jährigen Pause 1897 wurde Albert Dreike Oberst, und Franz Corsmeier aus der Mühle in Garfeln Schützenkönig. Von diesem Jahr an sind alle Könige und Königinnen des Dorfes namentlich erwähnt. Unter Oberst Dreike wurden auch die grünen Mützen der Schützen eingeführt. Unter Oberst Speckemeier die weißen Hosen, die die Offiziere schon seit 1897 trugen. Vor dem 1. Weltkrieg war der Verein auch im Besitz eines eigenen Zeltes, das aber 1914 abgegeben und in der Senne als Gefangenenunterkunft benutzt wurde. Zurück- gegeben wurde das Zelt nicht mehr.

Neben dem Schützenverein wurde 1912 der Kriegerverein gegründet. Der erste Oberst war Bernhard Rötz sen. Bernhard Rötz kämpfte 1864 gegen Dänemark und war beim Sturm auf die Düppeler Schanzen dabei. Gleichfalls nahm er an den Kriegen 1866 und 1070/71 teil. Weitere Kriegerfeste wurden noch gefeiert in den Jahren: 1913, 1922, 1927, 1932 und 1933. In diesen Jahren fielen die Schützenfeste dann aus. Anläßlich des Kriegerfestes 1922 wurde Das neu errichtete Kriegerdenkmal eingeweiht. Die Feier der Denkmalsenthüllung wurde durch einen Feldgottesdienst eingeleitet. Altar und Kanzel waren im Freien aufgestellt. Vikar Weidekamp zelebriezte die Hl. Messe. Die Festrede hielt Rechtsanwalt Becker aus Geseke. Vom derzeitigen Oberst des Kriegervereins, Karl Berensmeier am Bach wurde das Denkmal dem Gemeindevorsteher in die Obhut der Gemeinde übergeben. Der Sohn des damaligen Schullehrers Borgdorf verfasste zu der Denkmalsweihe eine Festschrift. Leider scheint kein Exemplar mehr davon vorhanden zu sein. Die Festschrift soll die Namen der gefallenen Krieger, eine Ortsgeschichte von Verlar und ein Verzeichnis der Kriegsteilnehmer enthalten haben.

Vielleicht taucht auch diese Festschrift eines Tages mal wieder auf. So feierten unsere Väter ihre Feste, unterbrochen von 2. Kriegen oder anderen Notzeiten. Dank der wieder aufgefundenen Chronik wissen wir genaueres über Datum und Verlauf. Vieles ist vom alten Brauchtum erhalten geblieben, allerdings haben sich die Aufgaben der Schützen gewandelt. Der kirchliche Ehrendienst ist geblieben und bleibt fortbestehen. Andere Aufgaben sind den Zeitverhältnissen angepasst, neue werden sicherlich auf sie zukommen